„Und David sprach: Ist noch jemand übrig geblieben von dem Hause Sauls, dass ich Barmherzigkeit an ihm tue um Jonatans willen?“
David hatte von König Saul viel Ungerechtigkeit erfahren, Verfolgung erlitten. Dabei hatte er selbst dem König treu gedient und nie die Hand gegen ihn erhoben. Solche bittere Erfahrung macht viele Menschen verbittert. Aber David hatte gelernt, seine Bitterkeit zu Gott zu bringen und aus der Gnade Gottes zu leben. Nun war er selbst König. Saul und dessen Söhne waren im Kampf gegen die Philister gefallen. Von ihnen hatte nur Jonatan, der eigentlich Sauls Thronfolger gewesen wäre, David mit Gottes Augen gesehen und stets ermutigt. Sie waren echte Freunde. David erinnerte sich an ein Versprechen, dass er Jonatan gegeben hatte. Er wollte sich um die verbliebenen Nachkommen Sauls kümmern. Mefi-Boschet war körperlich behindert. Deshalb war er „nicht geeignet“, am Königshof zu sein, geschweige denn, von des Königs Tafel zu essen (5,8). Aber David nahm ihn wie einen eigenen Sohn bei sich auf und stellte auch die weitere Versorgung der Familie Sauls (bzw. Mefi-Boschets) sicher. David konnte Barmherzigkeit erweisen, weil er selbst Gottes Barmherzigkeit tief erfasst hatte. Das hebräische Wort חֶסֶד (ḥesed), das hier mit „Barmherzigkeit“ übersetzt ist, bedeutet auch „Gnade“.
Gebet: Herr, danke für deine Gnade an mir. Hilf mir, anderen barmherzig zu sein.
Ein Wort: Barmherzig wie unser Vater im Himmel (Lk 6,36)